Euro-Climhist – Wege zur Wetternachhersage

Witterungs- und klimageschichtliche Informationen in historischen Dokumenten

Für die Rekonstruktion von Wetter und Klima in der Vergangenheit greift die Forschung auf zwei verschiedene Archive zurück:

In Archiven der Natur sind Daten gespeichert, die durch natürliche Prozesse entstanden sind. Dazu gehören beispielsweise Baumringe und Eisbohrkerne. Solche Daten werden mit naturwissenschaftlichen Methoden ausgewertet.

In Archiven der Gesellschaft ist Information gespeichert, die durch Menschen geschaffen worden ist. Sie werden mit geschichts-, kunst- und literaturwissenschaftlichen Methoden ausgewertet. Dabei ist zwischen Quellen und Daten zu unterscheiden. Eine klimageschichtliche Quelle ist eine vom Menschen geschaffene Informationseinheit, die Daten zu Wetter und Klima enthält.

In historischen Schrift- und Bilddokumenten finden sich namentlich:

  • Tägliche Beobachtungen der Witterung (Temperatur, Bewölkung, Wind, Regen, Schneefall, Gewitter, Hagel, Graupeln) in Wettertagebüchern
  • Beschreibungen von (aussergewöhnlichen) Witterungsereignissen
  • Beschreibungen der Ursachen und Auswirkungen von witterungsbedingten Naturkatastrophen
  • Frühe Instrumentenmessungen von Temperatur, Luftdruck, Niederschlag und Abfluss
  • Wassermarken (Hochwassermarken, Niedrigwassermarken)
  • Verweise auf bio-physische Temperaturzeiger in der naturnahen Umwelt (Proxy-Daten):
    • die Vegetationsentwicklung im Sommerhalbjahr (April bis September)
    • die Schneebedeckung, die Vereisung von Seen und Flüssen sowie ausserordentliche Vegetationsaktivität im Winterhalbjahr (Oktober bis März)
  • ​​​Bilddokumente (historische Zeichnungen, Gemälde und frühe Fotografien) zur Rekonstruktion ehemaliger Gletscherstände und von Naturkatastrophen